Prävention Medizin & Pflege

Jeder Mensch, dessen Tage eigentlich mehr als 24 Stunden haben dürfte, würde sich über ein paar Tage ausspannen freuen. Nun ersucht man ein Krankenhaus mit Beschwerden auf – ganz gleich, wie viele Nullen vor dem Komma auf dem Konto. Die Form der Behandlung unterscheidet sich nicht, die wird unterschieden. Aber eine OP ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Einschnitt.
Nach etwa einer Woche fällt einigen Parienten schon die Decke auf den Kopf, nach zwei Wochen sind viele genervt. Von Lesen und Fernsehen hat man längst die Nase voll. Gott sei Dank gibt es heute Internet-Sticks, Laptops und Smartphones (das war ja mal anders)- Aber irgendwann ist das auch nichts anderes mehr als Lesen und Fernsehen. Sofern man längere Zeit schmerzfrei gehen kann, sucht man sich Gesprächspartner. Mit der Zeit stellt man aber fest, dass man das vielleicht sein lassen, denn vor lauter Themen über Krankheit wird man noch kränker als man war, bevor man in stationärer Behandlung musste.
Unverkennbar wird die Haut immer dünner, man ist häufiger gereizt. Der Zimmernachbar ist ja eigentlich ganz nett. Aber der schnarcht, ist häufig ungepflegt und schmatzt beim Essen. Was soll`s, schmeckt sowieso nicht, und die Cafeteria ist auf Dauer zu teuer. Die Toiletten sind schon über längere Zeit nur kurz abgerieben worden, und die eine Krankenschweszer da sieht überhaupt nicht aus wie die in den Hochglanzmagazinen. Ende der Fahnenstange. Heimweh plagt.

Einerseits mutmaßen wir aufgrund etlicher Geschichten über das Verhältnis von Krankenschwester und Oberarzt, dass sie viel zu hübsch ist, um für andere Bettpfannen leeren zu müssen. Bei der Schwester, die nicht dem Hochglanzmagazin entspricht, bei der passt das. Die hat auch mehr Ahnung von Medizin als die viel hübschere Kollegin. Diese nämlich musste schon während der Ausbildung weniger lernen als andere. Wieso sagen wir eigentlich immer „Krankenschwester“? Gibt es dann auch einen Krankenbruder? Hat der Krankenbruder ein Verhältnis mit der Oberärztin? Ah, immer noch klassische Rollenverteilung, also doch. Und was ist, wenn der Bruder mit einem anderen Bruder der mit dem Oberarzt, ist er dann ein „kranker Bruder“? Als Langzeitpatient, also 1 Woche und länger, hat man etwa so viel Zeit wie ein Gefängnisinsasse, da lässt man sich auch schon mal mit den weißen Mäusen an der Wand auf Gedankenspiele ein.

Das Neandertaler-Gen in uns ist mehr auf Erfolg aus, und ist dafür nicht nur bereit, den Tod zu verdrängen, sondern überhaupt alles Negative. Deshalb gehen wir erst gar nicht davon aus, dass wir einmal ernsthaft verletzt werden könnten. Bei längerem Krankenhausaufenthalt haben wir ja anderen Patienten zugehört: jeder hat jedem sein Leid geklagt, aber niemand hat anderen zugehört, weil Schutzmechanismus. In freier Wildbahn sind junge, alte und verletzte Tiere schließlich potentielle Beute für andere. Und wer möchte schon der Gejagte sein?! Dann doch lieber Jäger.

Das Studium der Medizin ist eines der schwierigsten Studienfächer, neben dem Studium der Theologie: man bekommt zu Beginn des Studiums Aufgaben, die man während des Studiums in Begleitung von Vorlesungen ausarbeiten soll. Im Krankenhausalltag wird man mit Hierachien konfrontiert, wobei man nicht befugt ist, eine Diagnose zu erstellen, also erst gar nicht ernst genommen wird, aber gewertet wird, wenn man sich mal irrt.
Der Ausbildungsberuf einer „Krankenschwester“ heißt übrigens Krankenpflegerin bzw. Krankenpfleger. Wie auch im Rettungswesen ist msn als Pflegekraft oft erste Anlaufstelle, wie beispielsweise in der Notaudnahme und in der stationären Pflege in Krankenhäusern. In Pflegeberufen wie in medizinischen Berufen kommt man mit sehr vielen Menschen in Kontakt. Wie auch im Rettungswesen ist es nicht damit getan, dass man einfach verbindet, und alles wird gut, sondern die Betreuung der Patiuenten und deren Angehörigen ist das A und O. Zu Langzeitpatienten, die mehrere Monate oder gar Jahre täglich in Behandlung gewesen sind, hat man trotz aller Professionalität, die einem bereits während der Ausbildung immer wieder eingetrichtert wurde, eine Art persönliche Beziehung aufgebaut, man hat eventuell auch die Familie kennen gelernt. Und der wirtschaftliche Teil, sprich: der „Papierkram“, ist noch wichtiger, die Krankenkassen wollen Rechenschaft abgelegt bekommen.

Dieser Beitrag ist all denen gewidmet. die trotz all dem Stress und trotz aller Überstunden noch Lust und Laune haben, sich professionell auf uns einzulassen, eben damit man sich als Mensch fühlt, und nicht wie eine Ware auf einem Fließband vorkommt. Auch ihre Geschichten sind es wert, in die Welt getragen zu werden.

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