Passivrauchen ist noch ungesünder

Ehrlich gesagt dachte ich, nachdem ich endlich mit dem Rauchen aufhörte, dass die Welt dann besser würde. Nach und nach wurde mir klar, dass sich einiges sogar verschlechtert hat.
In meinem Beitrag „Von Schall und Rauch zum Nichtraucher“ habe ich erzählt, wie ich vor mehr als 30 Jahren zum Raucher wurde, und wie ich damit aufgehört habe. Nun bin ich aber sowas wie ein „trockener Raucher (anstatt trockener Alkoholiker), deshalb hat auch das Aufhören Nebenwirkungen.

Jede Sucht, dessen sind wir uns sicher einig, ist eine Art „Masochismus“: gefangen und verfangen, man hängt fest. Eine Sucht kann sich in Form einer Spielsucht auswirken, in Form einer Sucht nach Alkohol, nach Zigaretten, nach Kaffee, nach harten- und nach weichen Drogen. Und selbstverständlich wirkt sich jeder Stoff anders aus, außerdem reagiert jeder Organismus individuell.
Wie oft hat man als Raucher schon gehört und gelesen, dass die Tabakindustrie darauf bedacht ist, Raucher abhängig zu machen?! Nach demselben Prinzip handelt auch die Lebensmittelindustrie, und auch das wollen viele nicht hören. Viele Raucher sagen, dass sie von jetzt auf gleich die Zigaretten wegwerfen und aufhören können. Allerdings haben etliche ehemaligen Raucher genauso schnell wieder angefangen, und danach noch mehr geraucht als früher.

Viele Raucher kommen sich cool vor, schnell noch eine zu fluppen, ehe man mit der Arbeit beginnt. Auch nach getaner Arbeit scheint die Zigarette eine Art Belohnung – erinnern wir uns an den Cowboy auf früheren Plakaten für Zigarettenwerbung. Und die berühmte „Zigartette danach“, nach gemeinsamer Gymnastik, sowieso.
Viele Raucher bilden sich auch ein, das Recht zu haben, in dem Moment den inhalierten Qualm auszupusten, wenn jemand vorbei geht. Dass das Passivrauchen viel schädlicher ist, möchten viele Raucher ebenfalls nicht hören. Raucherecken auf Bahnsteigen scheinen etwas für Weicheier zu sein – einfach die Kippe irgendwo zu drücken und fallen lassen, ist doch viel cooler.
Es ist das Nikotin, das abhängig macht, das, was eingeatmet wird. Man zieht nicht permanent an einer Zigarette – lässt man eine Zigarette verdampfen, sieht man den blauen Dunst, in welchem Teer und Kondensat freigesetzt werden. Das sind die Stoffe, die man nach der Inhalation des Nikotins ausatmet, und die noch gefährlicher sind. Diese sind als brauner Dunst wahrzunehmen: Teer verklebt die Lunge – wie eben beim Asphalt auf der Straße.
Tatsächlich beruhigt die Zigarette die Nerven. Denn Nikotin ist ein Nervengift, es legt die Nerven lahm, insbesondere die Geruchsnerven und die Geschmacksnerven. Wenn man erst mal mit dem Rauchen aufgehört hat, hat man Vergleichsmöglichkeiten: man riecht und schmeckt viel intensiver, man riecht sogar einen benutzten Aschenbecher aus 10 Metern Entfernung. Und dass sich der blaue Dunst durch kleinste Ritzen in benachbarte Wohnungen schleicht und sogar dort die Wäsche nach Zigarettenqualm stinkt, möchte man als Raucher auch nicht wahrhaben. „Die ehemaligen Raucher sind die schlimmsten“ – wie oft habe ich selbst diesen Satz immer wieder geäußert. Heute kenne ich die Hintergründe.
Wer noch nie geraucht hat, kennt diese Vergleichsmöglichkeiten nicht – deshalb eingangs der Vergleich mit dem „trockenen Alkoholiker“.

Dabei sind Zigarettenfilter sogar für die Umwelt schädlich. In einer Dokumentation des ZDF gibt es eine Studie, in der ein einziger Zigarettenfilter in ein kleines Wasserbecken fallen gelassen wird, in dem sich Bachforellen befinden. Erste Reaktionen sichtbar nach wenigen Sekunden.

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