ZW-Krimi: Einer von uns – Kapitel 7

Als das am Mittag komplette Ermittler-Team beisammen stand, bat Stoll Feisel als Außenstehenden vor allen Kollegen um seinen persönlichen Eindruck über Zweibrücken und seinen Bürgern. Feisel lehnte zunächst ab und begründete, er kenne sich zu wenig aus. Die anderen Kollegen aber baten ihn ebenfalls darum.
»Nun gut. Viel gesehen habe ich ja nicht, in der kurzen Zeit. Schade, den Rosengarten wollte ich noch sehen, fällt mir gerade ein. Aber auch so nehme ich auch diese Herausforderung gerne an.«, kommentierte er lächelnd.
Während er in seinen Hosen- und Jackentaschen nach seinem Handy kramte, bat er um ein USB-Kabel. Nachdem ihm eins gereicht wurde, schloss er es an einen Computer und öffnete die Galerie mit den Bildern, die er während seiner Tage in Zweibrücken gemacht hatte. Er stellte die Dia-Show ein.
»Zunächst einmal…«, begann er zu sprechen »…, möchte ich mich bei einem großartigen und freundlichen Ermittler-Team bedanken. Nicht ich, nicht einer alleine, hat den Fall gelöst, sondern wir gemeinsam, mit allem, was wir geben konnten. Meinen besten Dank.«
Tosender Beifall
»Wie Sie sehen, habe ich meine Eindrücke in Bildern festgehalten., natürlich musste ich auch im Internet nachlesen, um welche Gebäude es hier geht. Zweibrückens` Geschichte reicht offiziell bis ins späte Mittelalter und hat einiges zu bieten – an Geschichte, an Sehenswürdigkeiten.«
Die Kolleginnen und Kollegen applaudierten erneut.
»Und die Menschen?«, fragte Stoll.
»Nun, ich durfte ja mit einigen Menschen hier sprechen, und manche sind im Herzen offen und freundlich, man kann aber auch den wunden Punkt treffen, ohne überhaupt zu wissen, dass es überhaupt ein wunder Punkt ist – woher soll man das als Außenstehender auch wissen, man muss sich doch erst kennen lernen.«
»Was zum Beispiel meinen Sie?«
»Ein Satz, der mir hier häufig begegnet ist, heißt `Hamma net`.«
Manche Kollegen lachten zynisch.
Feisel zuckte mit den Schultern. »Das muss man doch als Besucher erst mal wissen.«
»Dafür gibt es das Internet.«, kommentierte jemand.
»Gute Einstellung. Dann kann man auch zu Hause bleiben und sich im Internet und im Fernsehen informieren, was es gibt und was es nicht gibt. Wozu dann noch nach Zweibrücken fahren?«
»Was würden Sie…, nach Ihrer bisherigen, persönlichen Eindrücken…, verändern wollen?«, fragte Stoll.
Feisel zögerte.»Jetzt führen Sie mich aber aufs Glatteis. Für die Politik bin ich nicht zuständig. Ich möchte offen und ehrlich sein: Bis vor ein paar Tagen wusste ich nicht mal, wo Zweibrücken überhaupt liegt, ich war mir sogar sicher, dass das im Saarland läge.«
Darauf folgten Buh-Rufe, die meisten lachten dabei.
»Um Menschen von außerhalb anzuziehen, sollte man an der Infrastruktur arbeiten, an den Verkehrsanbindungen.« Er breitete dabei beide Arme aus und streckte die Hände nach oben, was dann aussah, als habe er Flügel.
Ein Kollege tat es ihm gleich, drehte sich dabei einmal im Halbkreis und rief »Na dann mal `Gute Heimreise<! und verließ den Raum.«
Das Team sah dem Kollegen hinterher, einige lachten. Feisel nahm es gelassen.
Stoll zuckte mit den Schultern und sagte: »Bitte nehmen Sie es ihm nicht übel. Die Zugverbindung nach Homburg im Saarland ist seit zig Jahren nur `In Planung`, aber nichts passiert. Èt kütt, wie et kütt`- sagt man so nicht in Köln?«
Feisel zeigte auf Stoll und schaute lächelnd zu den anderen. »>Er möchte Knöpfchen zu drücken. Besucher von außerhalb möchten aber nicht nur was sehen und nicht nur Geld dalassen, sie möchten auch Spaß haben, und sie möchten wiederkommen, eventuell sogar mit weiteren Besuchern. Mit diesen Worten verabschiede ich mich offiziell bei einem großartigen Team und bedanke mich nochmal für die tolle Zusammenarbeit. Freundliche und offene Menschen wie Sie sind in Köln jederzeit herzlich willkommen.«
Als der Beifall abebbte, sprach er weiter: »Ich bin sicher, – nein, ich weiß -, dass Frau Schrader Sie alle in Zukunft gut anführen und betreuen wird.« Er schaute sich um. »Wo ist sie eigentlich?«
»In der Prüfung.«, riefen einige.
»Heute schon? Ich dachte, die wäre… Oh, schade.«
Nach gemeinsamen Kaffee stöpselte er sein Handy aus, gab das Kabel zurück, nahm von jedem einzeln Abschied und verließ das Gebäude.

Während er zum letzten Mal über die Lammstraße auf die Fruchtmarktstraße fuhr, rief Schrader über den Video-Messenger an.
»Frau Kollegin., begrüßte er sie freudig.«
»Tach, Chef. Ab heute dürfen Sie mich offiziell mit `Frau Hauptkommissarin` ansprechen.«
»Was mich auch gewundert hätte. Wussten Sie denn, dass ich manchmal auch Hellseher bin?«
Schrader lachte. »Was halten Sie davon, wenn wir unsere gemeinsame Pizza nachholen?«
»Eigentlich sehr gerne. Aber zu Hause wartet schon die nächste Aufgabe.«
»Schade. Dann bedanke ich mich hiermit bei Ihnen. Ich glaube, ohne Sie wäre ich noch im Krankenstand. Dank Ihnen aber hab` ich wieder richtig Bock auf meine Heimatstadt.«
»Bock op ming Heimat han ich och. Vör allem op e lecker Kölsch.«, schwärmte Feisel. »Sie und ihr Team sind bei uns jederzeit herzlich willkommen.«
»Nehme ich ohne zu zögern an.«
Beide wünschten einander alles Gute.

Nachdem er in Bubenhausen auf die Autobahn gefahren war, blickte er abwechselnd auf die Fahrbahn und immer wieder nach links und nach rechts und sagte »Nette Menschen. Schönes Städtchen. Daraus könnte man doch was machen.« und drückte aufs Gas.

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Kapitel 7

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Prävention im Voraus – nie danach

Im 21. Jahrhundert hinterlassen wir Spuren “en masse“. Der Grund für die Transparenz hängt sicher mit der Verbrechensbekämpfung aus der Vergangenheit zusammen – auch außerhalb des Internets. Die Behörden versuchen, den Tätern möglichst nahe zu sein. Im Voraus aber geht nicht.

Während zum Beispiel früher einmal an der Kasse alles manuell eingetippt wurde, besitzen die Produkte von heute einen sogenannten “Strichcode“, auch EAN-Code genannt (EAN = Europäische Artikelnumerierung). Eine geniale Erfindung!

Wir besitzen Karten, die mit einem Chip versehen sind, da wären zum Beispiel die Krankenkassenkarte, die Bankkarte, die Karte für ein Briefpostfach, und etliche andere. In diesen Karten sind all unsere jeweils angegebenen Kundendaten gespeichert, die bequem von einem Computer aus abgerufen werden können. Auch eine tolle Sache!
Doch mit all diesen Daten hinterlassen wir Spuren, zum Beispiel beim Geldabheben am Kartenautomaten. Okay, vom Prinzip her ist es ja für den Kunden von Vorteil, wenn auch die Geldabhebungen per Karte am Automaten auf den Kontoauszügen stehen. Was aber, wenn Fremde bzw. Dritte ausgerechnet diesen Automaten manipuliert und Kundendaten ausspioniert haben? Das verlorene Geld kann man – je nach Bank – zwar wiederbekommen, wenn man bewiesen hat, dass Transaktionen nicht von eigener Hand getätigt worden sind. Doch eventuell ist man genau auf dieses Geld angewiesen, und das kann erst recht zu Unannehmlichkeiten führen, ein geplatzter Urlaub zum Beispiel.

Wer Onlinebanking betreibt, sollte sich bei der eigenen Hausbank versichern, dass die Login-Daten, die für das Onlinebanking angefordert werden, SSL-verschlüsselt sind, dadurch kann man die Login-Daten noch nicht mal auf dem eigenen Rechner speichern, sondern muss diese immer wieder neu in dem Fenster zum Einloggen eingeben, obwohl die Daten identisch bleiben. Das hat den Vorteil, dass niemand außer dem Kunden selbst an diese Daten gelangt. Deshalb sollte man diese Daten auch sicher aufbewahren, sonst könnte das zum Nachteil werden…

Viele Firmen verkaufen mittlerweile Kundendaten, da wären zum Beispiel AVS-Systeme für die Altersverifizierung im Internet (die wir bekanntlich NICHT nutzen), Telefonanbieter…, ja, und selbst bei Einwohnermeldeämtern kann man mittlerweile Adressen kaufen.

Eine ebenfalls geniale und zum Teil auch praktische Erfindung sind Suchmaschinen im Internet. Diese durchstöbern fast das ganze Internet nach Informationen, weil sie – natürlich nicht die Suchmaschinen, sondern deren Betreiber – mit unseren Daten Geld verdienen. Suchmaschinen können lediglich Profile lesen, also Usernamen und alles, was wir in dem Zusammenhang veröffentlicht haben.
Das Internet selbst ist eine geniale Erfindung! Noch vor Zeiten des Internets mussten, um Verbrecher jagen zu können, Behörden eines jeden Landes, in welches Verbrecher geflüchtet waren, eng zusammenarbeiten und die Mitarbeiter einen guten Draht zueinander haben, denn oftmals handelte es sich nur um Indizien. Heute gibt es IP-Adressen, mit denen man Spuren im Internet hinterlässt. Wenn zum Beispiel ein User einen anderen User als “XY“ betitelt, ist das keine Straftat im Sinne der Allgemeinheit. Wenn allerdings jemand etwas von-, mit-, und über Minderjährige postet oder meinetwegen einen Anschlag gegen die Öffentlichkeit im Internet ankündigt, ist ein jeder Admin bzw. Betreiber verpflichtet, dies zusammen mit der IP-Adresse an eine Polizeidienstelle oder im Internet (zum Beispiel www.polizei-nrw.de) Anzeige zu erstatten. Die Polizei hat dann die Möglichkeit, bei der Hauptzentrale zu der jeweiligen IP-Adresse die Kundendaten anzufordern und Strafanzeige zu erstatten. Der Admin, oder wer außerdem noch für die Einsicht der IP-Adressen befugt ist (in unserem Portal ausschließlich der Admin) hat somit seine Pflicht getan und die Strafverfolgung nimmt ihren Lauf. Kommt er seiner Pflicht jedoch nicht nach, könnte ihm eine Mitwisserschaft angehängt werden, deren Gegenteil er nicht beweisen kann. Je nach Schwere der Tat kann dies schwerwiegende Folgen für ihn haben. Das gilt übrigens nicht nur für Webseitenbetreiber.

Andererseits aber ist es möglich, wenn man erst mal eine Privatadresse gefunden oder bekommen hat, anhand dieser Adresse auszuspionieren, wo wer wohnt. Und mit einem Programm einer sehr bekannten Suchmaschine kann man per Satellitenfotos aus dem Weltall sogar das jeweilige Haus sehen.

Anfang der 1990er Jahre sind von der ehemaligen DDR Lagerhallen entdeckt worden, in denen hunderttausende Einmachgläser standen, die mit Tüchern gefüllt waren. Man verhaftete x-beliebige DDR-Bürger unter falschem Verdacht, der sich manchmal gar nicht bestätigte, und ließ sie wenige Stunden zittern, weil keiner Schuld bewusst. Der angebliche Verbrecher wurde in einen Vernehmungsraum gebracht, in denen man auf die Stühle der Befragten Tücher in etwa Größe der Sitzfläche ausgelegt hatte. Diese Tücher wurden danach ohne des Wissens des Verdächtigten in Hallen gelagert.
Heute gibt es – “Gott sei Dank“? – die Möglichkeit, jemanden per DNA, deren Code bei jedem Menschen individuell ist, ausfindig zu machen, wodurch schon viele Verbrechen aufgeklärt wurden, und wodurch viele Menschen ein Gefängnisaufenthalt erspart geblieben ist. Was aber, wenn – andersherum – Verbrecher an DNAs gelangen und damit “Unfug“ betreiben?

“Gläserner Mensch“? Oder doch besser “Cyborg“?

“Huch, was ist denn jetzt ein >>Cyborg< Ist ja schön und gut, dass Wissenschaftler auch an Gehirnen forschen, denn selbst heute, im 21. Jahrhundert, sind nach Aussagen mancher Mediziner und Wissenschaftler gerade mal 30 Prozent der Fähigkeiten eines Gehirns erforscht, und selbst Einstein hat man gesagt, dass der Mensch nur etwa 5 Prozent seines Gehirns nutzt – er muss bei seiner Theorie von sich und Seinesgleichen ausgegangen sein, denn er war seiner Zeit nicht besonders beliebt und hatte somit nicht viele Menschen zum Vergleichen.
Möglicherweise könnte man durch die Gehirnforschung irgendwann vielleicht “Das Böse“ in einem Menschen erforschen, und somit Verbrechen gegen die Allgemeinheit im Vorfeld bekämpfen. Das hieße aber auch im Umkehrschluss, dass man potentiellen Schwerverbrechern einen Chip ins Gehirn einpflanzen müsste (Gehirnschrittmacher gegen Epilepsie gibt es bereits). In nicht-europäischen Ländern jedenfalls lassen sich Menschen von Ärzten Teile des Gehirns rausschneiden, wodurch Suchterkrankungen geheilt werden (sollen, so der Wunsch der Patienten.
Und wenn man dann noch irgendwann mit einem Programm im Handy auf den Chip im Gehirn wildfremder Menschen zugreifen könnte, vielleicht sogar noch im Spar-Abo, dann “Gute Nacht!“. Kann man jemanden für etwas verurteilen, was er noch nicht begangen hat? Das gäbe dem Wörtchen “vorbetraft“ eine völlig neue Bedeutung…

„Das Internet ist schuld!“, “Der Euro ist schuld!“, und alles andere auch, nur man selbst nicht. Hat man alles schon oft gelesen oder gehört. Oder nicht?!
Es hat alles Vor- und Nachteile. Früher war nicht alles schlecht, und auch heute ist nicht alles schlecht. Während man früher einen Menschen, der weggezogen war, für immer verloren hatte, gibt es heute diverse Fernsehsendungen und Internetsuchdienste, aber auch Messenger, um in Kontakt zu bleiben. Die einen nutzen die vielen, modernen Möglichkeiten im positiven Sinne, die anderen, um anderen zu schaden.
Aber sehen wir es mal so: Behörden widerum nutzen die vielen Möglichkeiten für die Verbrechensbekämpfung. Und wo kein Verbrechen, da keine Bekämpfung. Im Voraus verurteilen geht schlecht. Also immer nur dem Verbrechen hinterher.

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