Lesung „Blut schweigt niemals“ mit Stephan Harbort.

Viele unter denjenigen, die ihn kennen, kennen ihn aus Fernsehsendungen für Kriminalistik. Eine diesr Sendungen stammt (wie viele andere dieser Art) aus den USA, wurde dort von den 1990er Jahten bis 2007 gedreht, und noch heute werden alle 145 Folgen im deutschen Fernsehen wiederholt.
Stephan Harbort zählt dort zu den Expertenanfragen aus Deutschland, wenn es um das Ermitteln von Täterprofilen geht. Spricht man ihn auf diese Sendungen an, in denen er um die Jahrtausendwende gedreht wurden – kommentiert er dies manchmal mit „Ach ja: das Gartenhemd besitze ich immer noch.“ Im Ernst: er ist während seiner Lesungen erfahren und professionell, dementsprechend auch sachlich, aber auch humorvoll und einfühlsam.

Dass Harbort auch als Sachbuchautor ein gefragter Mann ist, wundert mich persönlich schon lange nicht mehr. Im Jahr 1964 in Düsseldorf geboren, ist er 1984 in die Polizei NRW eingetreten, von 1990 bis 1993 war er Student an der Fachhochschule Duisurg, was er im selben Jahr mit dem Staatsexamen abgeschlossen hat.
Während seiner Beamtenlaufbahn bei der Polizei hat er den Begriff „Serienmord“ auch international mitgeprägt, und er lehrt seit 2012 Dozent an den Universitäten in Cottbus und seit 2018 in Zürich. Mehr als zwei Dutzend veröffentlichte Hausarbeiten, Bücher und Hörbücher über Serienmörder gehen auf sein Konto.

Bisher habe ich acht seiner Bücher gelesen und rezensiert, meine Rezension seines nächsten Buches wird in Kürze folgen.

Nachdem er im Juni 2019 bekannt gegeben hat, dass er am 25. Januar 2020 in Düsseldorf aus seinem aktuellen Buch „Blut schweigt niemals“ lesen werde, war mir klar, dass ich diesem „Star (Stern) der Kriminalistik“ sehr gerne vor Ort zuhören möchte. Ich wollte sehen und hören, wie er sich verhält, während er selber liest. Vor allem wollte ich mich einmal persönlich dafür bedanken, dass er uns alle an seiner Arbeit teilhaben lässt. Die 30 Euro für die Eintrittskarte inklusive Catering waren sofort überwiesen.

Die Lesung hat in einem Pfarrhaus im Düsseldorfer Stadtteil Unterrath stattgefunden, etwa 70 Personen waren eingeladen. Stephan kam einige Minuten zu spät, das sei typisch, wie mehrere Gäste bestätigt haben. Daraus könnte man ihm einen Strick drehen, muss man aber nicht, denn Qualität ist ihm wichtiger als Quantität.

Zu Beginn hat er sich als kurz denjenigen vorgestellt, die ihn bisher nur vom Hören-Sagen gekannt haben. Auch hat er den Gästen die Möglichkeit gegeben, sich einen Moment lang feiern zu lassen, zum Beispiel nachträglich zum Geburtstag oder für den erfolgreichen Berufsabschluss.
Aus seinem aktuellen Buch hat er die – wie er behauptet hat – >>…, wichtigsten Passagen!<< vorgelesen, und dies mit >>Lest selber.<< kommentiert, womit er immer wieder für Gelächter gesorgt hat. Denn die Ironie besteht darin, dass er die besten Passagen zum Lesen übergelassen hat. >>Ich verspüre in meinen Händen immer noch einen Stapel Papier…<<, hat er zwischen den Textpassagen kommentier, und das dann mit Weglegen des Stapels und mit >>Genau.<< abgerundet. Wieder war das Gelächter laut.
„Wer verdammt macht so etwas?!“ fragen viele, wenn man wieder ein grausames Verbrechen verübt worden ist, und auch noch bekannt wird, dass offenbar in Serie gemordet wurde, aber die Polizei im Dunkel tappt. Stephan Harbort nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine Reise – in die Psyche der Täter, in die Psyche der Angehörigen von Täter und von Opfer, und insbesondere in die Psyche der Geschädigten – um die es primär geht.

Meine Erwartungen, einen Star zu treffen, wurden nicht erfüllt, denn Star-Allüren besitzt er keine. Wir haben den „Onkel“, wie er sich bei persönlichem Kontakt selber nennt, von Anfang an gedutzt.
Stephan hat auch seinen Schwager, seine Schwägerin, und natürlich seine Gattin mitgebracht. Meinen besten Dank für das leckere Catering und für die tolle, persönliche Eintrittskarte.

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Lesung "Blut schweigt niemals"

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