Die Schatten der Obdachlosigkeit

Am 04.12.2024 bin ich nach Räumungsklage obdachlos geworden. Für mich Neuland. Für andere Menschen dagegen seit Jahren Normalität.

Im Januar 2023 bin ich mit Fahrrad auf der Weg zur Arbeit vom Bergischen Land nach Köln-Niehl von einem Autos mit LEDs geblendet worden, sodass ich mit einer Hand meine Augen schützen musste und mich über den Lenker überschlagen habe. Die Folgen waren ein geprelltes Auge, Radiuskopfbruch im Ellenbogen und beide Handgelenke verstaucht.
Weil dieser Unfall auf dem Weg zur Arbeit passiert ist, ist dieser von der Berufsgenossenschaft bearbeitet worden, somit hat es Geld in Nähe des Nettolohns gegeben und fünfmal pro Woche Krankengymnastik und Physio.
Drei Monate später, die Verletzungen des ersten Unfalls waren nicht ganz ausgestanden, bin ich in der Straßenbahn erneut gestürzt. Weil dieser Unfall privat passiert ist, war die Krankenkasse zuständig, von da an gab es nur noch 60% der Leistungen. Außerdem Krankengymnastik und Physiotherapie nur noch zweimal pro Woche. Dieses Geld reichte nicht für Miete, Strom, Heizung, drei Versicherungen, und Lebensunterhalt. Weil ich kein Geld mehr für Miete hatte, wurde ich gekündigt, zwangsgeräumt, und Anfang Dezember 2024 auf die Straße gesetzt, In der zweiten Nacht meiner Obdachlosigkeit wurde ich beklaut, während ich geschlafen habe: Smartphone mit allen Bildern, Dokumenten und allen Passwörtern weg, und porte-monaie mit sämtlichen Karten weg, sei es Personalausweis, Führerschein, Krankenkassenkarte, Bankkarte, und andere.
Einen Teil hat die Täterin oder der Täter am nächsten Morgen am Empfang der Notschlafstelle abgegeben. Aber mit der Bankkarte am nächsten Morgen im Bahnhof sieben Mal kontaktlos eingekauft, das hat meine Bank ermitteln können. In der Notschlafstelle befinden sich im Treppenhaus und in den Gängen zu den Zimmern 360-Grad-Kameras. Auf den Bahnsteigen auch. Strafanzeige läuft.

Mir war nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Menschen auf jegliche Form von Hilfebangewiesen sind, aber nicht betreut werden. Man bekommt von außen überhaupt nicht zu sehen, was mit Hirnen passiert, die dauerhaft auf drei Grundbedürfnisse, nämlich essen, trinken und schlafen, und sonst noch auf Drogen und Alkohol, trainiert werden, alles andere wird nicht mehr gebraucht. Viele obdachlose Menschen haben jegliches soziale Verhalten verlernt, sie schniefen, schnäuzen, schmatzen, schlürfen und rülpsen, ohne die Hand vor den Mund zu machen, und sie waschen sich vor dem Essen nicht die Finger.
Nicht wenige Obdachlose sind erschreckend jünger als 30 Jahre, wie auch viele der Menschen, die nach Deutschland geflüchtet und als Attentäter bekannt geworden sind. Ein anderer Teil der jungen Obdachlosen sind Deutsche, die es eigenen Aussagen nach nicht für nötig halten, sich an Regeln zu halten, Und einige Obdachlose haben Tischmanieren und soziales Verhalten offensichtlich sogar nie gelernt,
Obwohl es mehrere Einrichtungen für Obdachlose mit sanitären Anlagen gibt, kratzen sich einige Obdachlose permanent. Ein entleertes Aquarium, in dem zuvor Algen gewesen sind, ist nicht mehr vergleichbar. Selbstverständlich ist auch de Sprache auf der Streckebb geblieben, manche können nicht mal “Bitte“ und “Danke“ sagen, Bei manch anderen merkt man, dass sie mit einem (Kriegs-)Trauma nach Deutschland gekommen sind, und nie einen Deutschkurs besucht haben, sondern hier und dort – dem Nutzen entsprechend – ein paar Wörter auswendig gelernt haben. Mehr muss man in Deutschland nicht, damit das Bett warm ist und der Teller voll.
Hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo. Eindämmen kann man Gefahren für die eigene Bevölkerung mit Grenzkontrollen. Dabei wird nicht nach Hautfarbe oder nach Herkunft sortiert, sondern man prüft jeden Menschen, der einreisen möchte, auf Arbeitsbelastung, auf Intelligenz und auf Frustrationsintoleranz (oder, platt gesagt: wie kurz ist die Lunte?).
Selbstverständlich können Menschen mit dunkler Hautfarbe und mehreren Pässen genauso gefährlich werden wie ein Mensch mit heller Hautfarbe, der aus beispielsweiseb mehrmals aus beruflichen Gründen in Kriegsgebieten und/oder in sozialen Brennpunkten der Welt unterwegs gewesen ist. Zudem helfen Grenzkontrollen bei der Fahndung nach bereits verurteilten Täterinnen und Tätern. Wer mehr Gefährderinnen und Gefährder an der Einreise hindert, muss weniger abschieben.

Einrichtungen und Hilfsstellen für Obdachlose sind Geschäftsmodelle. Man muss sich den Blickwinkel der Obdachlosen so vorstellen: noch am Tag, an dem man obdachlos wird, hat man Anspruch auf ein Mehrbettzimmer in einer Notschlafstelle. Dort nächtigen bereits Menschen, die seit Jahren immer wieder irgendwo rausgeflogen sind, weil sie nicht in der Lage sind, sich an Regeln, wie zum Beispiel die Hausordnung, zu halten, darunter fallen zum Beispiel das Verbot des Cannabiskonsums, die Volltrunkenheit, der Besuch auf den Zimmern, oder auch zu vorgegebenen Zeiten irgendwo sein zu müssen. Dass sie es selbst sind, die die Regeln gebrochen haben, weil sie sich nicht jeden Tag auf`s Neue für ein Zimmer beworben haben, erzählen sie nicht, sondern sie geben anderen die Schuld. In den Notschlafstellen gibt es auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, sowie Pflegekräfte, die einen per Gespräch bei Behördengängen und bei der Wohnungssuche unterstützen, außerdem beraten sich die Betreuungs- und Pflegekräfte über das Verhalten der Bewohner, es werden also Profile angelegt. Wer sich dauerhaft fügen kann, wird zum
Beispiel in einem “Hotel“ untergebracht.
Von “Übernachtung mit Frühstück“ oder dergleichen kann dort keine Rede sein, sondern diese Hotels werden an die jeweilige Stadt vermietet, und kosten ab 31 Euro pro Nacht, nach oben keine Grenzen. Im Gegenzug sind die Matratzen seit Jahrzehnten durchgelegen und in manchen Hotels helfen Fallen gegen Kakerlaken schon lange nicht mehr. Außerdem hat man in den Mehrbettzimmern dasselbe Klientel wie in den Notschlafstellen, also auch dort Regelbrecher, und immer mal wieder die Polizei zu Besuch.

Ist man erst mal in einem sogenannten “Hotel“ untergebracht, gestaltet sich die Wohnungssuche schwieriger, man wurde ja bereits abgearbeitet. Dass es günstiger ist, jemandem eine Wohnung anstatt eines Hotelzimmers zu finanzieren, wissen die Ämter schließlich auch, Allerdings fehlen – gemessen anhand der Nachfrage in Köln im Jahr 2023 – 23.000 Wohnungen. Und ALLE Obdachlosen wünschen sich einen eigenenn Rückzugsbereich, ohne dafür etwas tun zu müssen, und ohne sich an Regeln halten zu müssen. Manche der Regelungen für Mieterinnen und Mieter lauten zum Beispiel, regelmäßig zu lüften, den Müll zu trennen, gegebenenfalls im Winter Schnee zu beseitigen, und sich in Zimmerlautstärke zu unterhalten.
Die meisten Menschen, die sich in der Obdachlosigkeit nicht an Regeln halten können, würden und werden sich auch nicht als Mieter:in an Regeln halten, und auch nicht alsnArbeitnehmer:in.

Ist man in einem dieser Hotels untergebracht, kann man sich mit schriftlicher Zustimmung der Leitung wieder amtlich anmelden. Ab dann steht im Personalausweis nicht mehr nur die Stadt (früher wurde im Perso „Ohne festen Wohnsitz“ vermerkt), sondern auch eine Meldeanschrift. Als Postanschrift kann man verschiedene Adressen angeben, mit denen man einen Vertrag über eine Postadresse abgeschlossen hat, zum Beispiel die Diakonie Michaelshoven in der Kalk-Mülheimer-Straße 177 in Köln.
Bei der Diakonie bekommt man eine Sozialarbeiterin oder einen Sozialarbeiter zugewiesen, die e beim Schreiben von Behördenbriefen oder beim Schreiben von Briefen an Vermieter unterstützen. Und freitagnachmittags finden dort Wohnungscoachings statt, bei denen Situationen während der Wohnungssuche urchgespielt werden. Besonders aktiv wird man dort bei akuter Gefahr von Wohnungsnot, denn genau diese gilt es zu vermeiden. In solchen Fällen gibt es auch Street-Workerinnen und
Street-Worker, die sich mit aktuellen Vermieterinnen und Vermietern in Verbindung setzen, denn als “Vermieter:in“ gibt es weder einen Gesellenbrief noch ein Diplom, ist also kein Beruf.

Auch ein “Hotelzimmer“ kann man von jetzt auf gleich verlieren, denn eine Regelung im Hotel lautet, dass man morgens um 7 Uhr für die hausmeisterliche Kontrolle anwesendnsein muss, ansonsten gilt man alsnverschollen und der Platz wird geräumt. Es sind genügend Nachfragen vorhanden, deshalb sind auch die Unterbringungshotels an städtische Auflagen gebunden, schließlich möchten die ja von der Stadt Geld kassieren.

Nun hat man es aber geschafft: die erste “eigene“ Wohnung (fühlt sich so an) nachnJahren! Pustekuchen! Von wegen! Das Haus uralt, Wände wie Knäckebrot, und zum Teil Nachbarn, die man irgendwann mal in einer Notschlafstelle kennengelernt hat. Zwar muss man vor dem Duschen niemanden fragen, ob sonst noch wer möchte. Aber trotzdem auch hier öfter die Polizei im Haus. Und wenn man draußen freudig von der neuen Wohnung berichtet, bekommt man als Kommentar „Oh je…! Dort wohnst du jetzt? Dort möchte ich nicht wohnen – für kein Geld der Welt!“ Und bei der Arbeitssuche heißt es „Wir melden uns.“

All diese Stufen erreicht man nicht binnen einer Woche, bei manchen vergehen dafür sogar Jahre. Man schaut in einen Spiegel und sieht das eigene Gesicht mit Eselsohren. Da denkt man, man hat es endlich geschafft, stattdessen hat man erneut einen Stempel auf der Stirn. Manche, die es bis hierhin geschafft haben, waren vor Jahren schon einmal in derselben Situation. Manche sind, mit einigen Unterbrechungen, seit 10, manche seit 20 Jahren immer mal wieder ohne festen Wohnsitz. Sicherheit – oder ein anders Wort dafür –nBeständigkeit ist für viele Menschen ohne festen Wohnsitz ein Fremdwort. Wer war zuerst da: das Huhn oder das Ei? Die/der Obdachlose, die/der sich nicht an Regeln gehalten hat oder die böse Vermieterin bzw. der böse Vermieter? Reflexion ist in der heutigen Zeit für immer mehr Menschen eine Tugend, besonders wenn es um dien Reflexion der eigenen Person geht: Wobei auch vielen Vermieterinnen und Vermietern etwas mehr (Selbst-)Reflexion sicher gut tun würde. Zwar sind der Wohnungsmarkt und der Heiratsmarkt nicht dasselbe. Allerdings möchte man auch als Vermieterin bzw. als Vermieter adäquate Mieter haben, also Stabilität und Sicherheit. Allerdings scheint es einige Vermieterinnen und Vermieter zu geben, die für eine hohe Fluktuation dankbar sind, damit man nach jeder Renovierung mehr Geld nehmen kann,.

A propos Reflexion: ja, wir haben sehr wohl ein Ausländerproblem. Unter Helmut Kohl musste man sich noch 10 Jahre bewähren, um die Deutsche Staatsbürgerschaft zu
bekommen. Zu diesen Bewährungsauflagen zählten auch das Erlernen der deutschen Sprache und die Aufnahme eines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses, Das EU-Freizügigkeitsgesetz ist nichts Schlechtes, Nach Beschluss von Frau Faeser müssen Zuwanderer nun nur noch drei Jahre in Deutschland bleiben, um den Deutschen Pass zu kommen, und die Deutsche Sprache muss man nicht mehr können.
Die meisten Obdachlosen sind ein paar Deutschstämmige, die meisten stammen jedoch
aus Osteuropa und aus Russland, etwa jedes dritte gesprochene Wort heißt „Curva“. Hin und wieder trifft man auch Einzelpersonen aus anderen europäischen Ländern und einige aus arabischen Ländern. Bei der Essensvergabe, bei der sich mehrere Vereine und Organisationen unabhängig
voneinander zu verschiedenen Uhrzeiten beteiligen, also ohne Kommunikation untereinander, legen manche als “Nachweis“ für die eigene Anwesenheit Steine und leere Kaffeebecher aus und sagen: „War isch heute Erste vor 3 Stunde.“ An manchen Tagen wird sogar dreimal Essen ausgegeben, und auch überall dort stellen sich immer wieder dieselben Unruhestifter an. Wegen des Überschusses aus Russland und aus osteuropäischen Staaten kommen viele von der Seite, begrüßen ihre Landsleute in ihrer Landessprache und werden dann in die Warteschlange rein geholt. Und die von den Vereinen und Organisationen aufgehängten Müllsäcke scheinen für manche nur Dekoration zu sein, jedenfalls werden volle und teils leere Essensschalen beliebig in der Gegend abgestellt
und Kaffeebecher einfach weggetreten. Viele ausgegebene Mahlzeiten werden insbesondere von nicht-deutschen Obdachlosen als (Zitat) „Essen für Arme“ bezeichnet.
Mit Verlaub: wer Hunger leidet, stellt wenig bis keine Ansprüche.

Eines der häufigsten Themen unter Obdachlosen ist, dass von anderen zu wenig getan wird, darunter fallen auch die enormen Preise für öffentliche Toiletten. Im Kölner Bahnhof kostet die Toilettenbenutzung mittlerweile (Stand: Januar 2025) € 1,50. Hieß es nicht mal per Gesetz, dass einem die Verrichtung der Notdurft nicht verwehrt werden darf? Und was
sollen eigentlich Diabetiker mit Typ II machen Die müssen öfter mal auf`s Klo.
Andererseits gibt es auch öffentliche Toiletten, für die der Zutritt zum Nulltarif ist, und die
sehen nach … aus. Selbst wenn die Nutzung € 5 kosten würde, sähen die nicht anders aus. Schließlich wird auch an Kirchen und an Eingängen zu ehemaligen Ladengeschäften kostenlos alle Geschäfte verrichtet, von dort kommt der größte Gestank.

Was einem nicht gehört, lässt sich einfacher zerstören, man hat ja keinen Bezug dazu.
Und in fremden Territorien klappt die Verdauung besser.

Der "Anwesenheitsbeweis"
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